Brandenburgischer Archivpreis 2010

Im April 2010 konnte während des Brandenburgischen Archivtags in Senftenberg zum zweiten Mal der Brandenburgische Archivpreis vergeben werden. Dank des großzügigen Sponsoring durch die Firma Microunivers und der Eigenmittel des Landesverbands war der Preis wieder mit 2000 € dotiert. Und wie zur ersten Verleihung des Preises 2008 wurde der Preis auch diesmal unter zwei Bewerbern aufgeteilt.

Die Stadt Bad Liebenwerda, eine Stadt mit 11.000 Einwohnern, hat 2007 mit dem Bau eines eigenen Stadtarchivs begonnen und damit in seine Zukunft investiert. Ausgewählt wurde ein beräumtes Grundstück im Kernbereich der Altstadt. Die Planung für einen Neubau wurde archivfachlich von der Landesfachstelle begleitet und von den Architekten so gestaltet, dass es sich in die historisch gewachsene Bebauung der Altstadt harmonisch einfügt, auch wenn es sich um ein neues Gebäude handelt. Mit barrerierefreiem Zugang, zwei Benutzerarbeitsplätzen und moderner technischer Ausstattung entspricht es den Nutzeranforderungen. Zu den Nutzern gehören die sehr aktive Gruppe der Heimatforscher, Schulklassen und andere junge Nutzer, die archivpädagogisch betreut werden. Überhaupt ist die kontinuierliche fachliche Betreuung für die Wahrnehmung der Möglichkeiten eines Archivs für die pädagogische Arbeit und das bürgerliche Engagement in einer kleinen Stadt sehr wichtig. Auf der gut gestalteten und aktuell gehaltenen Internetseite der Stadt Liebenwerda steht das Stadtarchiv ganz oben und trägt zur Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt und zum qualitativen Stadtmarketing des Kurbades und dessen Außenwahrnehmung nicht unwesentlich bei.

Der Archivpreis wurde vom Vorsitzenden des Landesverbands dem Stadtarchiv und der Stadt Liebenwerda während einer Ratssitzung unter großem Beifall der anwesenden Stadtverordneten für die Leiterin des Stadtarchivs, Sabine Kretzschmann, übergeben.

Die Bestände des Domstiftsarchivs Brandenburg gehen bis auf die Gründungsurkunde des Bistums Brandenburg durch Otto I. im Jahre 948 zurück und gehören zu den ältesten historischen Quellen der Mark Brandenburg. Urkunden und Akten finden sich zur Geschichte des Domstifts und des Hochstifts Brandenburg, zur Siedlungs- und Kirchengeschichte der Mark Brandenburg im Mittelalter, zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Dörfer und Güter des Domstifts, zur Geschichte des märkischen Adels und des brandenburgisch-preußischen Staates und zur Geschichte der Ritterakademie.

In Jahrzehnten entsagungsvoller Arbeit von 1971 bis 2006 hat der Domstiftsarchivar Wolfgang Schößler die gesamte historische Überlieferung des Domstifts nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten geordnet und verzeichnet. Die Findbücher wurden 2005 der Öffentlichkeit in einer gedruckten Kurzfassung zugänglich gemacht. Dieses umfassende Lebenswerk wurde gekrönt durch die zwei großen Bände mit Urkundenregesten, die 1998 und 2009 im Druck erschienen sind. Damit wurden alle mittelalterlichen Urkunden im Domstiftsarchiv Brandenburg einschließlich der in den Deposita überlieferten benutzerfreundlich erschlossen. Der VdA-Landesverband möchte mit seiner Entscheidung die archivfachliche und wissenschaftliche Lebenswerk von Wolfgang Schößler anerkennend ehren und in der Öffentlichkeit auf diese herausragenden Leistungen aufmerksam machen.

Die Verdienste des Domstiftarchivs liegen jedoch nicht nur in der Erschließung, sondern auch in der Bestandserhaltung durch die Übernahme von derzeit nahezu 200 Archivdeposita aus Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg. Seit vielen Jahren liegt die Ordnung und Verzeichnung der Gemeindedeposita in der Hand von Konstanze Borowski.

Das Domstiftsarchiv gehört mit zwei ständigen Mitarbeitern zu den kleinen Archiven. Träger des Archivs ist ausschließlich das Domstift Brandenburg, das sich einerseits der Bedeutung seines Archivs auch für das Ansehen der Institution bewusst ist, andererseits aber auch regelmäßig die Mittel für Personal, Ausstattung und Betrieb aufbringen muss. Die Nachfolge für den Domstiftsarchivar konnte durch die Einstellung von Dr. Uwe Czubatynski sehr zufriedenstellend geregelt werden. Ein wirtschaftlich gesehen nicht sehr großer Betrieb übernimmt damit dauerhaft eine Anstrengung, die Anerkennung und Respekt verdient.