Informations- und Erfahrungsaustausch 2018
Bericht von Anja Moschke
Am 5. Dezember 2018 trafen sich die FAMI-Ausbilder/innen, FR Archiv, zum dritten Informations- und Erfahrungsaustausch. Der VdA-Landesverband Sachsen hatte dazu in das Sächsische Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig eingeladen.
Zu dem sehr gut organisierten Treffen kamen Ausbilder/innen aus staatlichen und kommunalen Archiven sowie von Universitäts- und Medienarchiven aus ganz Sachsen und aus Halle (Saale). Der Einladung gefolgt waren auch die Fachlehrerin für die archivischen Fächer an der Gutenbergschule Leipzig Frau Corinna Sehl sowie die Vorsitzende des Unterarbeitskreises FaMI/Fachwirt des VdA, Christiane Bruns (BStU). Leider war der Landesdirektion Sachsen als zuständiger Stelle die Teilnahme ebenso wie beim Treffen 2016 nicht möglich.
Eröffnet wurde der Workshop durch Dr. Peter Hoheisel, Leiter der Abteilung Bergarchiv Freiberg des Sächsischen Staatsarchivs, in seiner Funktion als FAMI-Ausbildungsberater für das Gebiet der ehemaligen Landesdirektion Chemnitz. Ihm oblag auch die Gesamtmoderation der Tagung.
Zunächst begrüßte der Leiter der Abteilung Leipzig des Sächsischen Staatsarchivs Dr. Volker Jäger alle Anwesende. Dem kurzen Grußwort folgte eine Vorstellungsrunde, die Dr. Thekla Kluttig als Vorstandsmitglied des VdA-Landesverbandes beschloss. In dieser Funktion begrüßte sie die Teilnehmer/innen ebenfalls. Zudem stellte sie die Position des Vorstands zur FAMI-Ausbildung vor. Demnach besteht seitens des Landesverbandes Sachsen ein großes Interesse daran, dass die FAMI-Ausbildung weiter kontinuierlich auf qualitativ hohem Niveau stattfindet. Dazu möchte er u. a. durch die regelmäßige Organisation des Informations- und Erfahrungsaustausches beitragen.
Die Tagesordnung sah für den Workshop zwei Themen vor. Im ersten Punkt stellte die Fachlehrerin für die archivischen Fächer an der Gutenbergschule Leipzig ihre Erfahrungen mit den Auszubildenden vor. An der Gutenbergschule Leipzig erhalten FAMIs der Fachrichtungen Archiv und Bibliothek aus Sachsen und vereinzelt auch aus dem angrenzenden Sachsen-Anhalt Berufsschulunterricht. Die Anzahl der FAMIs beider Sparten ist in den vergangenen zwei Jahren rückläufig. Um weiterhin zwei Klassen bilden zu können, werden die Klassen mit Schulpflichterfüllern aufgestockt. Dabei handelt es sich um schulpflichtige minderjährige Jugendliche, die in keinem Ausbildungs- oder Schulverhältnis stehen. Dadurch wird die Durchführung des Fachunterrichts teilweise beeinträchtigt. Frau Sehl stellte sehr überzeugend dar, wie sie mit diesem Problem in ihrem Unterricht umgeht. Denn die FAMI-Azubis sind zum allergrößten Teil sehr aufmerksam, interessiert und motiviert. Sie lobte den guten Zusammenhalt untereinander.
Als gutes Beispiel dafür stellte sie das diesjährige Abschlussprojekt des 3. Ausbildungsjahres vor. Dabei entwickeln 9 Azubis ein "Leipzig A-Z" für die Frühjahrstagung der Medienarchivare 2019 in Leipzig. Mit Unterstützung der MDR-Azubis zum bzw. zur Mediengestalter/in Bild und Ton werden auch Kurzfilme gedreht, die bei der Präsentation und in social media gezeigt werden sollen. Frau Sehl berichtete auch über ihre Teilnahme an der FAMI-Lehrertagung in Hildesheim, bei der Fachlehrer aus dem gesamten Bundesgebiet ihre Erfahrung austauschen und sich weiterbilden konnten. Insgesamt sei die Fachlehrersituation bei der FAMI-Ausbildung nach dem kürzlich erfolgten Generationswechsel an der Berufsschule in Leipzig jetzt konstant. Es gibt aber nach wie vor nur befristete Anstellungsverträge.
Anschließend wurde rege über die Notwendigkeit der Verbesserung in der Kommunikation mit der Berufsschule, die dringend notwendige Überarbeitung der mittlerweile 20 Jahre alten Ausbildungsordnung (inkl. Rahmenlehrplan) sowie die zeitgemäße Präsentation des FAMI-Berufes für Ausbildungssuchende diskutiert.
Die letzten beiden Punkte griffen bereits dem zweiten Tagesordnungspunkt vor. In diesem stellte Christiane Bruns den Unterarbeitskreis FAMI/Fachwirt des VdA und die neuesten Entwicklungen im Ausbildungsbereich FAMI vor. Dabei ließ sie sehr anschaulich und engagiert ihre Erfahrungen aus der FAMI-Ausbildung beim BStU in Berlin einfließen.
Sie berichtete auch über die Erfahrungen des Bundesarchivs bei der Ausbildung von Azubis mit Handicaps und über die Möglichkeit der Weiterbildung zum Fachwirt FAMI.
In der anschließenden Diskussion waren die Notwendigkeit der Modernisierung des Berufsbildes, die Präsentation des Berufes für Ausbildungssuchenden und die Eingruppierung ausgebildeter Fachkräfte im mittleren Dienst in die Entgeltgruppen des TVöD zentrale Themen. Um junge Menschen für diesen Ausbildungsberuf zu gewinnen, sind gezielte Werbemaßnahmen - auch in den Sozialen Medien zu empfehlen. Ein Beispiel dafür ist die Folge zum FAMI, FR Archiv in der Serie "Ich mach's" des Bayerischen Rundfunks zu Ausbildungsberufen, die auf YouTube angesehen werden kann.
Kritisch angemerkt wurde, dass nicht nur das Bundesarchiv Stellen für ausgebildete FAMI mit Besoldungsstufen E 3 und E 4 ausgeschrieben hatte; üblich und angemessen ist eine Einstufung ab E 5 und - je nach Aufgaben- und Verantwortungsspektrum - bis E 8. Angesichts der bevorstehenden altersbedingten Abgänge von Fachpersonal ist zudem sehr kritisch zu betrachten, dass die Zahl der Ausbildungsstellen derzeit bundesweit sinkt. So fragten zwar viele Archivarskolleginnen und -kollegen am Stand des UAK FAMI/Fachwirt beim Archivtag in Rostock danach, wie man ausgebildete FAMI finden könne - selbst auszubilden betrachteten sie aber nicht als Option. Aus der 2018 veröffentlichten "Bestandsaufnahme" von Marcus Stumpf werden offensichtlich noch zu wenig Schlüsse gezogen.
Dr. Peter Hoheisel fasste abschließend die Diskussionsergebnisse zusammen. Das nächste Treffen soll wieder in zwei Jahren stattfinden. Künftig soll der Workshop nicht nur für bereits als Ausbilder Tätige, sondern für alle Interessierte offen sein. Zudem soll künftig der Termin wieder mit dem jährlichen Ausbildertreffen der Gutenbergschule kombiniert werden.