Effiziente Öffentlichkeitsarbeit in kleineren und mittleren Archiven. Bericht vom Workshop des VdA-Landesverbandes Sachsen am 16. September 2019

Bericht: Silva Teichert

Wie schon in den vergangenen acht Jahren veranstaltete der Landesverband Sachsen im VdA auch dieses Jahr einen Workshop für seine Mitglieder. Dieser fand am 16.09.2019 im Stadtarchiv Freiberg zu dem Thema „Öffentlichkeitsarbeit in kleineren und mittleren Archiven“ statt. Als Referent konnte Rico Quaschny, Leiter des Stadtarchivs Iserlohn, gewonnen werden, der damit als geborener Freiberger gleichzeitig einen Besuch in seiner Heimat verband.

Das Thema des Workshops hatten wir in Auswertung einer Umfrage des Landesverbandes gewählt, in der wir auch nach dem Interesse an verschiedenen Workshop-Themen gefragt hatten. So möchten wir als Vorstand des Landesverbandes sichergehen, den Wünschen zu entsprechen und damit basisnah zu bleiben.

Die Resonanz und daraus resultierende Teilnehmerzahl beim aktuellen Workshop blieb diesmal leider unter den Erwartungen, was zum einen an dem Termin kurz vor dem Deutschen Archivtag in Suhl gelegen haben könnte, aber auch daran, dass die Fortbildungsveranstaltung nur einen Teil der Archive, eben kleinere und mittlere, und hier nur VdA-Mitglieder einschloss. Mit den Fortbildungsangeboten, die sich bewusst ausschließlich an VdA-Mitglieder richten, soll ein Anreiz geschaffen werden, über eine Vereinsmitgliedschaft sowohl von Einzelpersonen als auch von Einrichtungen nachzudenken. Ein Interessent, der noch nicht VdA-Mitglied war und folglich nicht hätte teilnehmen können, entschied sich aufgrund dessen spontan zu einer Mitgliedschaft.

Nach der offiziellen Begrüßung und Eröffnung des Workshops durch Silva Teichert als Vertreterin des Vorstandes des Landesverbandes Sachsen führte Rico Quaschny souverän durch das Programm. Schon allein die Vorstellungsrunde wich von den üblichen ab, indem er jeden Teilnehmer eine Ansichtskarte mit unterschiedlichen Motiven ziehen ließ mit den Fragen: Was verbinde ich persönlich mit dieser Karte? Welche Erwartungen stelle ich an das Seminar? Schnell war damit das Eis gebrochen und es entwickelte sich rasch ein konstruktives Miteinander. Anhand zahlreicher Beispiele aus der eigenen Praxis stellte Herr Quaschny nach einem kurzen Exkurs in die Archivgesetzgebung die einzelnen Möglichkeiten vor, mit denen man als Archiv in die Öffentlichkeit gehen und auf sich aufmerksam machen kann. Leitende Fragen sind dabei: Wen möchte ich erreichen? Was sind meine Zielgruppen? Was möchte ich vermitteln?

Den Teilnehmern wurde rasch klar, dass man vor allem in Ein- oder Zwei-Personen-Archiven nicht auf jeder Hochzeit tanzen muss, sondern das für sich geeignete und machbare auswählen sollte. Eine Teilnehmerin sprach beispielsweise davon, dass sie sich im Wesentlichen auf die Zusammenarbeit mit Schulen in Form von Schülerprojekten konzentriert und damit sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Es müssen dabei nicht immer die großen Projekte und Aktionen sein, auch kleine, dafür konstante Schritte ermöglichen es, präsent zu sein. Dabei kann man sich, soweit vom Archivträger genehmigt, der verschiedenen Medien (Internet, Rundfunk, Fernsehen etc.) bedienen, wobei auch schon ein Dauereintrag im örtlichen Telefonbuch hilfreich sein kann. Jahresberichte sind ein unverzichtbares Instrument gegenüber dem Archivträger (Stadt- und Gemeinderat, Ausschüsse, Dienstvorgesetzte), aber auch gegenüber der Öffentlichkeit, um die eigene Arbeit transparent zu machen. Oftmals besteht immer noch viel Unwissen und Scheu gegenüber den Archiven, die da scheinbar im Geheimen agieren. Dem kann man entgegentreten, indem man sich öffnet! Wenn die eigene Kraft dazu nicht ausreicht, kann man Kooperationspartner in anderen Einrichtungen oder bei Geschichts- oder Heimatvereinen suchen und sich der Unterstützung ehrenamtlicher Helfer bedienen. Der Möglichkeiten gibt es viele – wichtig ist es, man tut es! Eine hervorragende Gelegenheit bietet dazu der am 7./8. März 2020 stattfindende TAG DER ARCHIVE.

Nach der Mittagspause, die weiterhin zu einem regen Gedankenaustausch genutzt wurde, erhielten die Seminarteilnehmer von der Leiterin des Freiberger Stadtarchivs Frau Dr. Ines Lorenz eine Führung durch das beeindruckende Ratsarchiv und erfuhren einiges aus der Geschichte des Archivs und der Stadt Freiberg – auch eine Möglichkeit der Öffentlichkeitsarbeit.

Der Nachmittag stand im Zeichen der praktischen Arbeit. Im Mittelpunkt stand dabei die Konzeption sowohl personell, finanziell als auch inhaltlich für den bundesweiten “Tag der Archive“ des VdA. In beiden Arbeitsgruppen wurden sehr interessante Ideen entwickelt, die zudem auch zeigten, dass derartige Veranstaltungen nicht immer mit viel Geld verbunden sein müssen. Man kann auch mit wenig Mitteln viel und viele erreichen. Angereichert wurde der Workshop von Herrn Quaschny durch eine ganze Reihe praktischer Hinweise und Ratschläge, die für eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit wichtig und ohne großen Aufwand in die Arbeit einzubinden sind - trotz des Übermaßes an Tagesaufgaben. Damit konnten die Teilnehmer viel Wissenswertes und Informatives mit nach Hause nehmen, vor allem auch die Erkenntnis, dass Öffentlichkeitsarbeit zwar ein Mehr an Arbeit bedeutet, aber großen Spaß machen kann und sehr viel Positives zurückgibt.

Ein großer Dank gebührt neben dem Referenten Rico Quaschny maßgeblich Frau Dr. Lorenz und ihrem Team, die den Workshop in einem beeindruckenden Ambiente, dem Freiberger Ratssaal, vorbereitet und organisiert hatten. Die Freiberger Eierschecke hat hervorragend geschmeckt! Erwähnt sei am Rande noch, dass am Vortag des Workshops in Freiberg im Beisein des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer der Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří das Weltkulturerbe-Siegel der Unesco verliehen wurde.