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VdA - 23.09.2010

International Conference of the Round Table on Archives (CITRA) 2010 in Oslo

Vertreter der professionellen Berufsverbände (Bureau of the Section of Records Management an Archival Professional Associations = SPA) am 13. September 2010 im Holmenkollen-Hotel/Oslo. V.l.n.r.: Trudy Huskamp-Peterson (USA), Bernhard Post (Deutschland), Fred van Kan (Niederlande), Michal Henkin (Israel), Vorsitzender Henri Zuber (Frankreich), K. Sasaki, (Japan). Foto: ICA

Fulda / Oslo. In Oslo fand vom 11. bis 18. September die 42. Tagung des Internationalen Archivrats (ICA) zum Thema „Trust and Access. Challenges to Managing Records and Archives in the Digital Age” statt.

Unter Bezugnahme auf das Leitthema der Veranstaltung mahnte Ivar Fonnes, Generaldirektor der Nationalarchive Norwegens, in seiner Eröffnungsrede die anwesenden Archivarinnen und Archivare aus aller Welt, angesichts der unaufhaltsamen Entwicklung hin zur digitalen Welt einen gesicherten Workflow für den Umgang mit digitalen Daten zu entwickeln. Anders als in analogen Zeiten muss der Archivar bei elektronischen Dokumenten schon bei deren Entstehungsprozess mit eingebunden sein, um deren Übernahme ins Archiv, die dauerhafte Aufbewahrung und den Zugriff gewährleisten zu können. Dabei muss die Vertrauenswürdigkeit jedes Dokuments in allen Phasen gesichert sein, da es ansonsten wertlos ist. Die Masse der weltweit produzierten Daten macht zudem die Frage der Bewertung noch wichtiger als bisher. Begriffe wie „Provenienz“ und „Bestand“ müssen angesichts komplexer gewordener Verwaltungen und den von diesen produzierten Datenbänken neu definiert werden. So sieht Terry Cook, Professor für “History of Archives and of Recorded Information” an der Universität von Manitoba eine Entwicklung hin zu “funktionalen Provenienz” anstelle der sich auflösenden Abbildungen hierarchischer Strukturen in der Verwaltung. Obwohl auch in China der Weg zum digitalen Archiv längst beschritten wurde, plädiert der Generaldirektor der chinesischen Staatsarchive Yang Dongquan allerdings dafür, von allen zentralen Dokumenten zusätzlich analoge Sicherungskopien auf Papier oder Mikrofilm zu schaffen. Jan Egeland Direktor des Norwegischen Instituts für internationale Beziehungen und Sven Mollekleiv, Präsident des Norwegischen Roten Kreuzes, betonten übereinstimmend die Bedeutung verlässlicher Daten aus den Archiven gerade bei der Bewältigung nationaler und internationaler Krisen. Ohne diese seien Hilfeleistungen bei zerstörter Infrastruktur wie auch die Zusammenführung durch Katastrophen und Kriege zerstreuter Familien kaum möglich.

In der Generalversammlung des ICA am 17. September 2010 übergab Ian Wilson (Canada) die Präsidentschaft an Martin Berendse (Niederlande). Wichtigstes Ergebnis der Versammlung war die einstimmige Verabschiedung der „Universal Declaration on Archives“ Von der Section of Professionell Archives (SPA) im Auftrag des ICA konzipiert, weist die Deklaration auf die wichtige Rolle der Archive bei der Bewahrung des kulturellen Erbes wie auch bei der Entwicklung von Gesellschaften hin. Damit ist auch der Weg frei, diese im kommenden Jahr im Rahmen einer Vollversammlung der UNESCO als Resolution verabschieden zu lassen.

Die Wertschätzung, welche die norwegische Regierung dem Archivwesen als Hüter des kulturellen Erbes wie auch als Dokumentationsstelle für das demokratische Verwaltungshandeln entgegen bringt, wurde dadurch unterstrichen, dass Kronprinz Haakon an einem von Kultusministerin Anniken Huitfeld gemeinsam mit dem Osloer Bürgermeister Fabian Stang veranstalteten Empfang für die Archivarinnen und Archivare aus 192 Nationen teilnahm.

Mehr zur CITRA in Oslo unter: http://www.citra2010oslo.no/.